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Kolpingsfamilie Eislingen

Wanderwochenende der Kolpingsfamilie 2012

(gf) Das Ziel der Gruppe war dieses Jahr der Truppenübungsplatz Heuberg bei Stetten am kalten Markt. Die drei Tage von Freitag bis Sonntag hätten nicht unterschiedlicher sein können.

Bild durch anklicken vergrößernAm Freitag regnete es immer wieder, passend zum Thema in der „Militärgeschichtlichen Sammlung des Standortes Stetten am kalten Markt“. Ausgestellt sind Uniformen, Fahrzeuge, Bilder, Bücher und zum Beispiel der Nachbau der „Natter“ einem düsengetriebenen Senkrechtstarter. Sind die Ausstellungsstücke auch sehr interessant, werden sie doch erst durch die Erklärungen des Ausstellungsleiters lebendig. Es war ein Geschichtsunterricht der wach rüttelte. Der Heuberg hat eine bewegte Geschichte.

1910 wurde das Lager Heuberg als Truppenübungsplatz eingerichtet und beherbergte in den vergangenen rund hundert Jahren die verschiedensten Einrichtungen. 1914 wurde es Kriegsgefangenlager, aus dieser Zeit stammt der sogenannte „Russenfriedhof“. 1918 richtete der Verein „Kinderheilfürsorge Heuberg e.V.“ ein Kindererholungsheim und eine Kinderheilstätte für bis zu 3000 Kinder ein. Nach der Machtübernahme 1933 durch die NSDAP wurde das Konzentrationslager Heuberg für „Schutzhäftlinge“ eröffnet. Kommunisten, Sozialdemokraten, und Mitglieder der Zentrumspartei wurden dort festgehalten. Unter ihnen waren Kurt Schuhmacher und Willi Bleicher. 1940 wurden für den Reichsarbeitsdienst 400 Baracken errichtet. 1942 wurde das „Bewährungs- oder Strafbataillon 999“ aufgestellt. Am 1.März 1945 startete auf dem Ochsenkopf der 1. bemannte Flug eines senkrecht startenden Raketenflugzeugs. Die Bachem Ba 349 „Natter“ stürzte ab, der Pilot kam ums Leben. Am 22. April besetzten französische Truppen die Anlage. 20.000 sowjetische Kriegsgefangene wurden bis zu ihrer Rückführung in ihre Heimat einquartiert.

Das Lager war bis zum Einzug der neugeschaffenen Bundeswehr 1956 unter französischer Verwaltung. Im Dezember 1959 wurde das Panzerbataillon 294 und die Panzerjägerkompanie 290 als ständige Einheiten in das Lager Heuberg verlegt. 1966 konnte die Albkaserne fertiggestellt werden, und  1997 zog das 3. Dragonerregiment des französischen Heeres ab und übergab der Bundeswehr den kompletten Truppenübungsplatz.

Nach der Fülle düsterer Eindrücke tat es der Gruppe gut, eine kurze Wanderung zur Felskante über dem Donautal zu machen. Der Blick in das grüne Tal brachte die Gedanken wieder in die schöne Gegenwart zurück.

Der Samstag war das Gegenteil des vergangenen Tages. Bei strahlendem Sonnenschein konnten die Wanderer eine Führung durch das Gelände des Truppenübungsplatzes genießen. Nicht der Tod durch Kriegsgerät sondern das Leben in vielfältiger Form war das Thema. Unser Wanderführer, er ist bei der Bundeswehr unter Anderem auch für den Naturschutz verantwortlich, zeigte uns die verschiedenen Pflanzen und Tiere, und erklärte viele Zusammenhänge. Das Gelände ist zum großen Teil offen und mit Wacholder bewachsen, aber es gibt auch bewaldete Flächen. Wanderschäfer mit ca. 10.000 Tieren sorgen dafür, dass die offenen Flächen nicht zuwachsen. Auffallend sind die unzähligen Ameisenhügel die über die ganze Landschaft verstreut sind, gekrönt von einem Pflanzenbüschel, das die Schafe wohl nicht gerne fressen aber deren Wurzeln von den Ameisen gemolken werden. In den Wäldern stehen einige riesengroße und im Stamm vielfach verzweigte Buchen die ungefähr 350 Jahre alt sind. Die Verzweigungen sind das Ergebnis der frühen Beweidung. Die Schafe haben immer wieder die jungen Triebe abgefressen und der Baum hat neue nachgeschoben. Auf alle diese Dinge machte der Wanderführer aufmerksam und erzählte auch viel über die Besiedelung dieser Gegend vor langer Zeit. Es war eine schöne Wanderung durch Vergangenheit und Gegenwart.

Am Sonntag besuchten wir die Hl. Messe im Benediktinerkloster Beuron.  Diese wurde in lateinischer Sprache gefeiert und durch den Gesang einer Schola der Mönche noch feierlicher gestaltet. Es war der passende Abschluss von drei schönen Tagen.