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Kolpingsfamilie Eislingen

Fachkräftemangel und Arbeitslosigkeit

Zwischen Fachkräftemangel, Arbeitslosigkeit und guter, gerecht entlohnter Arbeit
Der Versuch einer Antwort aus christlicher Sicht.

Diakon Norbert Köngeter , netzwerk arbeitSwelt Göppingen.

Diakon Norbert Köngeter - Durch anklicken vergrößern(gf) Der Referent stellte die Arbeitslosenzahlen vom Februar 2012 in den Raum.

Arbeitslose :                   + 26.000 auf 3.110.000
Im Vorjahresvergleich:   - 203.000
Arbeitslosenquote:          7,4 %

In der saisonbereinigten Erwerbslosenquote in der EU belegt Deutschland mit 5,7% den 4. Platz.
Das sieht auf den ersten Blick nicht so schlecht aus, wobei auch hinter diesen Zahlen ebenso viele Menschen stehen.
Die Realität ist aber eine ganz andere. In Deutschland existieren zwei Arbeitsmärkte nebeneinander: einer mit geregelten und sozial abgesicherten Arbeitsverhältnissen für Qualifizierte und einer mit unsicheren, schlecht bezahlten Jobs. Wissenschaftler prognostizieren, dass sich diese Spaltung noch vertiefen wird. Unter allen Neueinstellungen waren im Jahr 2001 32% und im Jahr 2011 45% befristet.
Im Jahr 2010 betrug der Anteil der für Niedriglöhne arbeitenden Vollbeschäftigten in Westdeutschland 18,7% und in Ostdeutschland 40,1%.  Das sind sehr prekäre Arbeitsverhältnisse, trotz Vollzeitjob reicht der Lohn nicht zum Leben , und dazu kommt die Angst ob die befristeten Verträge verlängert werden. Flexible Arbeitszeitmodelle versprechen schier grenzenlose Freiheit, sind aber darauf angelegt, dass der Mitarbeiter zu jeder Zeit und an jedem Ort einsetzbar ist. Das macht häufig krank.
Diese Praxis gibt es nicht nur in der Industrie, im Handel oder in den Verwaltungen. Auch bei den Kirchen ist in diesem Punkt nicht alles in Ordnung, obwohl in diesen Kreisen der Inhalt der zahlreichen Sozialenzykliken seit 1891 bekannt sein sollte.
Dort wird vielfältig darauf hingewiesen, dass der Mensch zur Arbeit berufen ist, dass die Arbeit zur Würde des Menschen gehört und dass er damit ein Recht auf Arbeit hat. Jeder Mensch hat das Recht auf gute Arbeit und gerechten Lohn, damit er ordentlich leben kann. Es ist aber nicht besonders würdevoll, wenn jemand trotz regelmäßiger Arbeit über 40 Jahre, im Alter von der Sozialfürsorge leben soll.
Alle Verantwortlichen sollten sich schnell überlegen wie dieser absehbare Weg geändert werden kann. Eine Möglichkeit wäre nicht nur ein Mindestlohn, sondern auch ein Höchstlohn.
Zum Beispiel sind die Gehälter von einigen Fußballspielern einfach unanständig, auch in der Wirtschaft, bei den Banken, und bei den Politikern gibt es solche Beispiele. Auf jeden Fall sind wir heute dafür verantwortlich, dass unsere Jugend in Ruhe arbeiten kann, und vor dem Alter keine Angst haben muss.